Eine Stunde Ihres Lebens

Haben Sie sich schon einmal gefragt, was eine Stunde Ihres Lebens wert ist? Eine Stunde, die Sie nur ein einziges Mal erleben werden! Eine Stunde, die niemals wiederholt werden kann! Eine Stunde, die Ihr ganzes Leben verändern kann – ob nun in positiver oder in negativer Hinsicht.

Egal, wie Sie diese Stunde verbringen – Sie werden diese sechzig Minuten selbst mit allem Geld dieser Welt nicht noch einmal leben können. Sie ist weg, verbraucht, unwiderruflich und bis in alle Ewigkeit. Sie sollten sich also gut überlegen, wie Sie diese sechzig Minuten nutzen von denen Sie nicht wissen, wie oft Sie diese in Ihrem Leben zur Verfügung haben.

Wenn man noch sehr jung ist, glaubt man normalerweise, man hat unendlich viel Zeit; diese Unbeschwertheit mit der man durch das Leben läuft, das einem so verheißungsvoll und aufregend vorkommt, ist in erster Linie das glückselige Vorrecht der Jugend und wohl einer der Gründe, warum man sich manches Mal wünscht, nochmal zu dieser Zeit zurückkehren zu können.

Man verschwendet nur wenige Gedanken daran, wie kurz das Leben sein kann und dass man eines Tages die vielen Stunden, die man mit Dummheiten und „Sinnlosem“ vergeudet hat, bereuen könnte. Es ist immer wieder erstaunlich, mit welcher Überzeugung Menschen von sich behaupten, dass sie „alles anders machen würden“, wenn sie denn noch einmal die Chance dazu hätten. Ich bezweifle das – wir würden vielleicht nicht in jeder Beziehung die gleichen Dinge wieder tun, aber dafür andere und ob die cleverer wären, sei mal dahingestellt.

Dann werden wir älter und stellen langsam aber absolut sicher fest, dass die Geburtstage immer schneller zu kommen scheinen. Es kommt einem so vor, dass nicht mehr 12 Monate dazwischenliegen sondern die Zeit zusehends zusammenschrumpft. Jede kleine Falte mehr im Gesicht macht klar – die Zeit schreitet unbarmherzig voran und damit auch der Zeitpunkt, an dem wir von dieser Welt wieder Abschied nehmen und den nachfolgenden Generationen Platz machen. Man sollte also annehmen, dass wir die Zeit, die wir auf diesem wunderschönen blauen Planeten verbringen dürfen, so großartig wie möglich verleben wollen.

Dieser aus meiner Sicht für alle Menschen erstrebenswerte Anspruch wird jedoch von deutlich weniger Zeitgenossen als angenommen für wichtig erachtet. Schauen Sie sich nur die Masse der Menschen an – wenn es um die Zahlung des Tributs geht mit dem sie sich zu dieser Gesellschaft zugehörig fühlen (dürfen), dann scheint die Lebenszeit und die Arbeitskraft, die sie in Geld umgerechnet beim „Herrscher“ abzuliefern haben, niemanden wirklich zu stören.

Mit fast schon religiöser Ergebenheit werden tagelang Zettel sortiert, beschriftet, abgeheftet, unendliche Gespräch mit Steuerberatern geführt, dessen Abrechnungsuhr gnadenlos tickt, um ein paar mickrige Euros von dem Geld zurückzuerhalten, was man sich selber erarbeitet hat. Lebenszeit und Arbeitskraft, dass nun dahingehend kanalisiert wird, dass man immer – ausnahmslos immer – mit einem Bein im Gefängnis sitzt, weil man irgendeinen dummen Zettel entweder nicht richtig oder gar nicht abgeliefert hat.

Laut dem deutschen Beamtenbund fehlen bis zu 700.000 Beamte in Deutschland, die Mitarbeiter in den Finanzämtern versinken hoffnungslos im Papierwust. Wo noch im Kaiserreich 500.000 Beamte reichten, zu einer Zeit, wo es weder Computer noch sonstige moderne Kommunikationsmittel gab, benötigen wir heute 5.500.000 Beamte und die Zahl soll noch ordentlich aufgestockt werden. Selbstverständlich sind hier noch nicht diejenigen berücksichtigt, die im öffentlichen Dienst angestellt sind und die alle irgendwann ihre Pensionen bekommen. Pensionen, die nicht auch nur im Entferntesten ausfinanziert sind.

Dieser und noch jede Menge anderer Wahnsinn ist das Ergebnis unserer sozialistischen Träume von der Notwendigkeit eines überbordenden Staates für dessen üppige Mahlzeiten wir immer mehr unserer Lebenszeit opfern müssen, um dieses immer gefräßigere Monster irgendwie noch halbwegs satt zu kriegen.

Hätten wir nicht unser wahnwitziges Falschgeldsystem, was die Illusionen nährt, dieses System sei aufrechtzuerhalten; der Spuk wäre schon längst zu Ende. Wenn den Menschen klar würde, welchen Tanz sie auf dem Vulkan aufführen, sie wären über ihren Wagemut zutiefst erstaunt.

Es ist geradezu erschreckend bemerkenswert wie risikobereit wir sind, wenn es um die Versprechungen geht, die der Staat einzig allein auf Grundlage unserer  Bereitschaft zur Abtretung unserer aller Lebenszeit und perfektioniert durch ein vollkommen ungedecktes, betrügerisches Scheingeldsystem, abgibt.

Wir haben den Blick für echte Werte verloren; wir tauschen unsere wertvolle, niemals wiederkehrende Lebenszeit ein, um ein System aufrecht zu erhalten, was uns letztendlich zertreten wird. Wir sind dermaßen von diesen ganzen sozialistischen Paradiesversprechungen geblendet, dass wir anscheinend ernsthaft glauben, unsere Ansprüche seien gerechtfertigt und wir hätten die wohlfahrtsstaatlichen „Möglichkeiten“, die man uns wie eine Karotte vor die Nase hält, tatsächlich „verdient“.

Wir sind zu einer dermaßen dekadenten Gesellschaft mutiert, die allen Ernstes Lebenszeit dafür aufbringt, für ein gigantisches Staatsmoloch Zettelchen zu sammeln, um ein paar Cents nahezu wertlosen Geldes „zurückzuerhalten“, das uns den Anschein von Wohlstand vermitteln soll und die ursprünglich wertproduzierenden Leistungsträger zu Marionetten am Gängelband von Bürokraten degradiert.

So bitter es auch sein mag, aber wir brauchen einen Zeitenwechsel; wir brauchen einen frischen Wind, der unsere Gehirne und unsere Herzen ordentlich durchpusten wird. Einen Wind, der uns mit aller Deutlichkeit vor Augen führt, dass wir in jeder Hinsicht wieder ehrlich werden müssen. Sowohl, was unser Geld als auch unsere Denkweisen angeht.

Solange wir an die Lebenslügen glauben, die uns „der Staat“ einredet, solange wir als glückliche Sklaven der Staatswillkür durch „unser“ Leben stolpern und ein selbstbestimmtes Leben nicht führen möchten, solange verpfänden wir jede einzelne unserer vergleichsweise wenigen Lebensminuten für einen viel zu niedrigen Preis.

Dieses Verbrechen an uns selbst wird sich rächen – und dieser Tag der Rache rückt immer näher.

Bildquelle: yogan-om.de / pixelio.de

22 Gedanken zu „Eine Stunde Ihres Lebens

  1. Hallo Frau Kablitz, heute gerade kommt mein fast in Rente befindlicher Mann von der Arbeitsagentur mit der Auflage zum sinnbefreiten Bewerbungstraining für 4 Monate nach Hause. Bei Ablehnung Sanktion, auch bei ALG I.
    Was tun? Eine Stunde Lebenszeit steht aber nicht für sich allein! Alle vorhergehenden Entscheidungen, Ereignisse, wirken hier mit. Siehe Chaostheorien. Sie haben Recht, dass etwas passieren muß, aber wie könnten wir OHNE Geld die nächste Zeit überstehen? Für die Parkbank bin ich nicht mehr gesund genug, und stehlen habe ich eigentlich auch nicht vor. Der Lebensentwurf hatte eine Selbstständigkeit nicht zugelassen, wir sind von einer arbeitsteiligen Gesellschaft ausgegangen, die es ja nicht mehr gibt, also sind meine Möglichkeiten in dieser Stunde X nur beschränkt. In der Abstraktion haben Sie völlig Recht, was empfehlen Sie für die Realität? Demos und Krawalle, bei denen man von den Ordnungshütern eventuell zusammengeschlagen wird, mache ich nicht mit, alles andere wohl eher..
    Grüße von Emorfine

  2. Berührend, und wahr, da hat eine Muse Ihre Feder geführt, Frau Kablitz! 😉 . Es wird ein Kult um die Arbeit um ihrer selbst willen gemacht. Ausgebrannt zu sein, gilt fast schon als schick, wer’s nicht ist, ist irgendwie „out“. Aber konstruktive Arbeit, die dem Arbeitenden in sich selber auch ein Lohn ist, und sinnlose, lebenszeitvernichtende Beschäftigung, sind zweierlei. Oftens hörte ich Leute sagen, wenn sie nicht diesem oder jenem sinnentleerten Job nachgingen, dann wüßten sie mit ihrer Zeit nichts anzufangen und säßen gelangweilt zuhause. Also, das ist dann wirklich hoffnungslos, wenn Menschen mit „Freizeit“, das heißt freier Zeit, nichts besseres anzufangen wissen, als sie irgendwo auf den Müll zu werfen, sozusagen.

    Ich bin vom Studium her, das inzwischen auch shcon wieder ein halbes Leben zurückliegt, Psychologe, habe das aber später aufgegeben, aus vielerlei Gründen. Einer davon war das viele dumme Geschwätz, mit dem die etablierten Arten und Weisen, seine Lebenszeit totzuschlagen, gerechtfertigt werden, und ideologisch-zeitgeistliche, politisch und ideologisch gewollte Menschenbilder nur zu willig „wissenschaftlich“ fundamentiert werden. Die Sozialwissenschaften beanspruchen Geltung, indem sie sich im Kielwasser der Machtpolitik mitziehen lassen, sie partizipieren am Schein der Großartigkeit der Herrschenden und liefern ihnen dafür die gewünschten Ansichten darüber, was ein funktionierender Mensch „tatsächlich“ sei, ähnlich so wie Politiker sich gerne im Glanz von Sportevents und der Glorie der tirumphalen Sieger sonnen: das Kalkül ist, daß etwas von deren Glanz auch auf sie selber abfüllt. Gleichzeitig hat die Brut der 68er-Gesinnung Verwaltung und politische Kultur durchsetzt, sodaß das Wechselspiel Sozialwissenschaften – Poltik inzwischen durchaus eine gegenseitige Kooperation darstellt. Psychologie und ihre Anbiederung beim Zeitgeist und der Politik, also, das ist ein Kapitel für sich – und ein Trauerspiel. Wen’s genauer interessiert: Michael Sonntag: „Die Seele als Politikum. Psychologie und die Produktion des Individuums.“ Berlin, Reimer Verlag 1988. – Hätte ich das Buch vor dem studium gelesen, hätte ich vielliecht nicht Psychologie studiert. Aber jung wie ich war – hätte ich es geglaubt? Versuchen Sie einmal, einem sturen Wassermann, der mit 19 Jahren glaubt schon alles zu wissen, etwas anderes weismachen zu wollen! Sie haben Recht, Frau Kablitz: die Menschen reden zwar, sie würden alles anders machen, wenn sie es nochmals tun könnten – aber genau wie Sie bezweifle ich das.

    Ein schöner Text, Frau Kablitz. Danke dafür!

  3. …genau deshalb sollte der Euphemismus „ARBEITGEBER“ auch durch den, der Wahrheit viel naeher kommenden, Begriff LEBENSZEITVERNICHTER ersetzt werden…

  4. Libe Frau Kablitz,

    so wahr Ihre Gedankengänge auch sind, ich möchte etwas anmerken. Unser uns „lebendes“ System ist tatsächlich völlig irre. Nur haben wir Glück! Das unwahrscheinliche Glück, diese Zeiten erleben zu dürfen. Ich glaube daran, daß keiner von uns ohne Sinn hier weilt, sondern weil wir eine Aufgabe lösen müssen, eine Erkenntnis erlangen sollen, um uns zu entwickeln. Klar, viele halten das für esoterischen Unsinn… Ich nicht. Und ja, auch ich habe ab und an Zukunftsangst. Nur sehe ich es dann als meinen, von mir selbst gewählten, Weg, die Herausforderung anzunehmen. Also: Es ist alles halb so schlimm. Nur furchtbar. 😉

    Und noch was: Keine Angst vor paar Falten. Wenn Sie die erste bekommen, also etwa in 25 Jahren, haben wir alle andere Sorgen.

    Ich wünsche ein schönes Wochenende.

  5. @giovanni gruen: Sie kapieren gar nichts, oder? Es ist nicht der Arbeitgeber, der Ihre Zeit stiehlt, sondern der ach so gütige Staat. Hätten Sie den Text verstanden, wüssten Sie, worum es hier geht. Aber Sie sind wohl eher von Ihrer Arbeit frustriert!

  6. Hallo Frau Kabltz!
    „…Sie sollten sich also gut überlegen, wie Sie diese sechzig Minuten nutzen…“ Die Zeit die ich brauchte um von Ihren wertvollen Gedanken zu lernen – davon war es jede Minute wert.
    Herzliche Grüße.

  7. @ Emorphine,

    bei allem Mitgefühl für die harsche Situation, in der Sie und Ihr Mann sich befinden, ist doch anzumerken, daß weder die Theorie der Österreichischen Schule noch der Libertarismus davon ausgehen, solche Schicksale könnten im Rahmen und innerhalb des situativen Kontexts eines kranken, perversen Systems „gelöst“ oder auch nur leichter erträglich gemacht werden. Die Situation, in der Sie sich befinden, ist Resultat der Perversität, die dem System in seinem degenartiven Verfall inzwischen innewohnt. Und das wird noch schlimmer werden. Denn das System verfällt.

    Der Punkt ist, daß wenn die Grundlagen des Libertarismus und/oder der Österreichischen Schule in der Welt bei der Gestaltung der Grundbedingungen für menschliche Gemeinschaften berücksichtigt worden wären, wir erwarten dürften, daß Situationen wie die, die Sie als Schicksal Ihres Mannes geschildert haben, wahrscheinlich gar nicht erst entstanden wären.

    Insofern wollen Sie Ihre Frage vielleicht weniger an Frau Kablitz oder die Leser dieses Blogs oder die Österreichische Schule oder Freiheitsdenker richten – sondern an das korrumpierte politische Establischment aus dubiosen Windhunden und machthungrigen Parasiten, die die gesellschaftliche Situation zu ihrem eigenen Nutzen maßgeblich hervorgebracht haben an denen Sie heute leiden?! Letztlich müssen wir dabei auch auf uns selber, die einfachen Mitläufer, verweisen. Haben wir „die da oben“ nicht jahrzehntelang machen lassen? Haben wir sie nicht immer wieder legitimiert, obwohl wir schon am Wahltag resignierend wußten, daß die Wahlversprechen Lug und Trug waren; und haben wir uns nicht alle für die Teilnahme am großen Schneeballspiel eingetragen in der fiebrigen Wahnvorstellung, es könne ewig so weitergehen?

    Sie werden vo fall Prokon gelesen haben. Die Investoren werden eingeschüchtert, jetzt bloß kein Geld abzuziehen. Aber was hat Prokon versprochen? Jährliche Renditen von über 8% – risikofrei?! Ja, wer glaubt den soetweas noch in der heutigen Zeit…? Einige der erfolgreichsten Finanzbetrüger der letzten 15 Jahre kamen jahrelang damit durch, Renditen von etlichen hundert Prozent, ja sogar über eintausend Prozent zu versprechen. Gier tötet Hirn, kann ich da nur sagen.

    Die Österreichische Schule und der Libertarismus kann wenig helfen, über die bestehjenden Mißstände hinwegzutäuschen. Beide sind eher als Ratschlag zu verstehen, wie man es in der Vergangenheit hätte besser machen müssen, und wie wir es mit der zunkünftigen welt nach dem unvermdlichenZusammebruch der jetzigen Ordnung besser machen sollten.

    Ob wir’s – oder bessergesat die nach uns folgenden Generationen, die unsere Suppe ausbaden müssen – wirklich so tun, steht allerdings auf einem ganz anderen Blatt. Ich bin nicht optimistisch.

    —–

    @ giovanni gruen, Vittorio (stay cool man!)

    Für Sie ein kurzes erklärendes Zitat aus Rahim Taghizadegan: „Wirtschaft wirklich verstehen“, Seite 92:

    „Die Österreichische Schule warnte stets davor, darüber zu spekulieren, wie die Welt sein soll, bevor man noch verstanden hat, wie die Welt ist. Diese Perspektive mag kalt wirken, auch hinsichtlich der Entlohnung [von Arbeit, meine Ergänzung]. Doch es geht eben darum, zu verstehen, was über die real beobachteten Lohnhöhen bestimmt und welche Entscheidungen ihnen zugrunde liegen. Allein das Wort „Arbeitgeber“ zeigt, wie wenig Verständnis die Menschen vom Tausch von Arbeitskraft nach der Marktregel haben. Der „Arbeitgeber“ gibt keine Arbeit, er nimmt sie in Anspruch. Der „Arbeitnehmer“ hingegen nimmt keine Arbeit, sondern gibt seine Arbeit im Tausch für etwas, das er höher bewertet als seine Zeit und Anstrengung. (…) Es ist in Mode gekommen, alle äußeren Nöte, denen wir uns gegenübersehen, denjenigen in die Schuhe zu schieben, DIE UNS ANGEBOTE MACHEN, DIE UNS NICHT GEFALLEN [meine Hervorhebung]. Das ist so, als würde man die eigene Krankheit dem Arzt übelnehmen, weil er einem nicht kostenlos und rund um die Uhr zur Verfügung steht.“

    —–

    Irgendwie passt dieses Zitat für Roland Baader zu diesem Blogeintrag, entnommen seinem Buch „Kreide für den wolf“ von 1991:

    „Ich träume von einem vollbesetzten Bundestag (wohl nur bei Abstimmung über Diäten-Erhöhung möglich). Plötzlich erhebt sich einer der Abgeordneten, allen anderen als aufrechtes Mannsbild bekannt, und tritt ans Mikrofon. Lange schaut er schweigend ins Hohe Haus, bis gespannte Stille eingetreten ist. Dann sagt er:

    Meine Damen und Herren: Ich bin ein glühender Anhänger des demokratischen Rechtsstaats; ich bekenne mich zur freiheitlichen, individualistischen und christlichen Kultur, Tradition und Zivilisation des Abendlandes und der freien westlichen Welt. Und genau aus diesem ernsten Grund sage ich allen hier versammelten Volksvertretern, allen Parteien, Politikern und Regierungsmitgliedern: Ich brauche Euere Subventionen und Transferzahlungen nicht; ich will nicht Euer Kinder-, Mutterschafts- und Sterbegeld, nicht Eure tausend Almosen und milden Gaben, die Ihr mir vorher aus der Tasche gezogen habt – und mir und meinen Kindern noch in fünfzig Jahren aus der Tasche ziehen werdet. Ich brauche keine subventionierte Butter, kein Quoten-Rindfleisch und keine preisgarantierte Milch, keine EG-genormten Planwirtschafts-Erbsen und keine ministergelisteten Medikamente; ich brauche keinen Schwerbeschädigten-Ausweis für meine Plattfüße und keinen Almosen-Freibetrag für meine pflegebedürftige Großmutter, auch keine Kilometerpauschale und keinen Kantinen-Essensbon über eine Mark-dreißig. All‘ Euere Wahlfang-Pfennige und -Scheine könnt Ihr Euch an den Hut stecken.

    Aber: Laßt mich dafür auch in Frieden. Ich bin nicht Euer Buchhalter, Statistiker und Belegsammler, der die Hälfte seiner Lebenszeit damit zubringt, Euere Schnüffel-Bürokratie zu befriedigen, der von einem Paragraphen-Knäuel zum anderen taumelt und sich wie eine gehetzte Ratte durch alle Kanalwindungen Euerer kranken Steuergehirne windet. Schickt Euer Millionenheer von Faulärschen und parasitären Umverteilern nach Hause, Euere Vor- und Nachdenker moderner Wegelagerei und Strauchdiebeskunst, Euere Bataillone von Steuerfilz-Produzenten, Labyrinth-Pfadfindern und Paragraphen-Desperados, Euere Funktionärs-Brigaden von Verordnungs-Guerilleros und Stempelfuchsern, all‘ die nutzlosen Formularzähler und Arbeitsverhinderungs-Fürsten. Laßt mich einen festen, eindeutigen und ein-für-alle-mal fixierten Steuersatz zahlen, und bezahlt damit eine angemessene Verteidigungs-Armee und ein verläßliches Rechtswesen, aber haltet Euch ansonsten heraus aus meinem Leben. Dies ist mein Leben; ich habe nur eines, und dieses eine soll mir gehören.

    Ich bin niemandes Sklave, niemandes Kriecher und niemandes Liebediener. Ich bin ein freier Mann, der für sein Schicksal selbst und allein verantwortlich ist, der sich in die Gemeinschaft einfügt und die Rechte anderer genauso respektiert wie er seinen eigenen Pflichten nachkommt, der aber keine selbsternannten Ammen und scheinheilige Gute Onkels, keine ausbeuterischen Wohltäter und von mir bezahlte Paradiesverkünder braucht. Was ich brauche, das sind: Freunde, Familie und rechtschaffene Christenmenschen, in guten und in schlechten Zeiten; und ich bin Freund, Familienglied und Christ, auch dann, wenn es anderen schlecht geht; aber dazu brauche ich keine Funktionäre und Schmarotzer, keine bezahlten Schergen und staatsversorgte Wohltäter. Dazu brauch ich nur die mir Nahestehenden und den Herrgott.

    Hier stehe ich. Gott helfe mir! Ich kann nicht anders!“

  8. Ich spare mir mittlerweile die Zettel Sortiererei. Ich spar mir damit den Steuerberater so gut wie. Das gleicht den Vorsteuerabzug aus. Durch weniger kaufen genauso.

    Das zunehmende Maß an Kundenarbeit verschwendet ja auch immer mehr Zeit. Es gibt ein paar Fälle in denen es besser ist, wenn der Mensch sich so manche Sache erledigt. Man erbt sehr eilig den Nachteil, seien ein zwei Fälle ok und durchaus vorteilhaft, eine größere Zahl solcher Fälle führt zu noch mehr Arbeit in einem fragmentierten Aufgabengebiet. Kundenarbeit ? Tamagotchi. Die öffentl. Verwaltung ist ähnlich … Nations Tamagotchi.

    Heißt nicht, dass nicht die öffentl. Verwaltung durchaus Aufgaben kann effizient abwickeln, aber dagegen spricht die Flut an Gesetzen und Vordnungen für die kaum mehr Zeit bleibt sie zu lesen und auch die Bediensteten leiden. Mein Mitleid hält sich wohl in grenzen. Das gute Haar das ich an dem Zusammenspiel, Schaffung von Gesetzen, reparieren von Gesetzen, mafiöses Zusammenspiel von Regierung, Parlament, Judikative soweiso Steuerberatern und Anwälten (reine Staatsdiener die eine andere Wuchtl drucken – aus Sicht des Zahlungsmittelflusses) ist noch nicht gewachsen. Zeitverschwendung aller Beteiligten in zunehmenden Maße.

    So läuft unser Falschgeldsystem. Es wir immer mehr Zahlungsmittel in Umlauf gebracht und der Staat letztendlich schöpft die Inflation ab. Damit finanziert er seine Herrschaftsstrukturen. Es steht meiner Ansicht nach kein Zweifel, dass öffentl. Bedienstete arbeiten und angemessen entlohnt müssen werden. Es ändert nichts dran, dass der Lands-, Pferdeknecht und Steigbügelhalter, genauso wie der Hofnarr teil den Ökonsystems Raubritterburg ist. Auch wenn jetzt allein der Steuereintreiber die Kette spannt, die Bediensteten entkommen am Ende nicht dem gerechten Urteil. Sie arbeiten für den falschen Herrn und ist jener gestreng ändert das auch nichts daran, dass sie trotzdem abhängig finanziert sind.

  9. Staatsbedienstete zahlen keine Steuern. Sie bekommen Steuern ausgezahlt. Dabei handelt es sich um jene Schutzgelder, die Nicht-Staatsbediensteten nach ihrer wertschöpfenden Tätigkeit abgepresst wurden. Das macht sie grundsätzlich zu Komplizen der Raubritter. Wenn der Raubritterfürst die Beute verteilt nach dem großen Steuererpressen, dann geht das so: er nimmt des einzelnen Komplizen Anteil an der Beute vom großen Beutehaufen, und verteilt diesen auf zwei kleine Häufchen. Das eine schanzt er seinem Vasallen zu, das darf er sich nehmen und es behalten. Das andere Häufchen schiebt der Räuberhauptmann ihm auch zu – und nimmt es ihm sofort wieder weg und schüttet es zurück auf den großen Beuteberg. Dann wendet er sich an die zuvor erpressten Opfer und sagt: „Seht ihr? Unsere Leute zahlen auch ihre freiwilligen Steuern – da!“

    Warum so viele Leute darauf reinfallen, daß sie an Wohltaten des Staates glauben, alldieweil das Geld dafür aus ihrer eigenen Tasche zuvor gestohlen wurde und ihr verbliebener Wohlstand durch andauernde Aufblähung der im Umlauf befindlichen Geldmenge konstant entwertet wird (sie wurden also in der Vergangenheit bestohlen und werden bereits in der Zukunft bestohlen), entzieht sich irgendwie dem Verständnis und der Nachvollziehbarkeit. Die statistisch getürkte Lügenmär von der niedrigen Inflation kann jeder als falsch entlarven , der mit begrenzten Mitteln seinen Haushalt selber führt und selber im Laden die Dinge des alltäglichen Lebens einkauft. Die Diskreditierung dieser Erfahrung als angeblich bloß gefühlter Inflation, ändert nichts an der Wahrheit dieser Wahrnehmung. Diese Diskreditierung ist auch bloß Propaganda.

  10. Herr Höll. Es kann auch kein Mensch aus- oder nachrechnen. Ich habe mir die Umverteilung für Österreich mal plausibilitiert. Interessant.

    Wieder Allgemein:

    Die Umverteilung ist so krank. Ein Effekt ist irgendwie unterhaltsam …

    Wenn ein Beamter ein Sparbuch hat und nicht seine gesamte Entlohnung wieder ausgibt, dann schrumpt die Wirtschaft im Sinne des BIP, kann aber maximal zu keinem Wachstum beitragen. 🙂 Aufgrund seiner Stellung in der Umverteilung kann er selbst wenn er mit den besten Absichten handelt die anderen allein schädigen, im besten Fall halt nicht. Und genauso ist es mit jeder anderen Ausgabe der öffentl. Hand respektive hierarchische Verdichtung selbiger .

    So einen Mumpitz am Leben zu erhalten ist Zeitverschwendung.

    Das wir nehmen mal zur Vorsicht weg und der Bürger holt es sich dann zurück ist teils bösartig, aber durchaus verständlich. Der Staat kann aus zentraler Position in einer Volkswirtschaft gar nicht sauber rechnen. Die Umverteilung mit soviel Wiedereinsatz ist viel zu kompliziert.

    Es ist sogar so, dass an sich die höhe der Staatsverschuldung im Prinzip die Verschwendung zeigt, Sparguthaben genauso. Die Betrachtung ist nicht verallgemeinerbar. Die Gewinne aus selbst finanzierter Geldmenge sind in Mitteleuropa klein.

    Wie viel Geld braucht man um ein Monatsgehalt zu zahlen :). Je nach Umlaufgeschwindigkeit von 5 so ca. 3 auf ewig. Es sind ja immer die ’selben Scheine‘. Unter der Annahme dass keiner spart usw…

    Es geht nicht darum wieviel man verdient. Es geht darum wieviel man aufs Sparbuch bringt.

    Wenn die Leut mal begriffen, dass sie die Arbeitskosten müssen rechtfertigen aber nur Netto zugewiesen bekommen. 20% (19%) mal abziehen und dann von unten raufrechnen zu den Arbeitskosten. Den Arbeitgeberanteil der Lohnnebenkosten zahlen sie sich genauso so selbst über die Produktpreise, aber eben die von den Anderen, aber Einzelne ist ja selbst auch der Andere gegenüber einen beliebigen Nächsten.

    Scharlatanerie am laufenden Band kann man nur sagen, besonders in der Kommunikation.

  11. Sehr erwärmender Text, vielen Dank! Derzeit peilen wir wohl denselben philosophischen Leuchtturm an, was vielleicht teilweise dem ähnlichen Lebensalter und bisheriger Erfahrung geschuldet ist; aber auch mit einer aufrichtigen Öffnung des Geistes zusammenhängen mag. Und dem Mut, sich selbst und sein bisheriges Trachten und Tun ehrlich einzuordnen. Dann sind die vorläufigen Ergebnisse meist erstmal erhellend bis niederschmetternd, später aber sehr befreiend. Und diese Schwelle zu nehmen, erfordert viel Kraft und Mut! Auch darin sind sie wieder mal eine weit herum einsame Vorreiterin, werte Frau Kablitz! Kostbare Beiträge wie diesen Blogeintrag muss man mit der Lupe suchen. Problem am Rand: die meisten wollen ihn gar nicht finden, denn das wäre ja der steinige Weg, und der hat nichts mit Protz, Party und Selbstbetrug zu tun. PS: ich bin der mit dem „Heldentum-eine offene Nichthuldigung“, vielleicht wissen Sie noch 😉 Liebe Grüsse

  12. Schade das ich den Artikel erst jetzt sehe, aber Kommentieren und Fragen will ich trotzdem noch.
    Ich finde auch, dass eine Verschlankung unserer Gesetzestexte schon Lebensqualitätssteigerungen beinhalten könnte.
    Das mit 50% (@FDominicus usw.) für andere Arbeiten muss nicht sein, Selbstversorger kann man immer werden wenn man es nur schrecklich genug findet. Und was heißt das mit den 50% eigentlich? Heißt das nicht auch, dass andere 50% ihrer Zeit nicht vielleicht indirekt für mich bzw. andere verwenden?! Im Grunde genommen ist das wunder schön, aber auch ein ideal Bild, da die Produktivität leider nicht an alle weitergegeben wird. Was ich daher eher bedenklich finde ist, dass industrielle Arbeitssklaven 25% und mehr ihrer Zeit nur für die Vermehrung der Vermögen andere eintreten müssen und mehr oder weniger direkt von der Gesetzgebung und ihrer ausführenden Organe dazu genötigt werden. Was ich sagen will man sollte überlegen wo man seine Energie verplempert, um das System zu kritisieren und hoffentlich auch verbessern zu wollen, da wir ja auch nur begrenzt viel davon haben.
    Eine Sache ist mir in diesen Artikel besonders aufgefallen, es wurde nie der Bezug zwischen Zeit und Qualität (Bewusstheit) aufgeworfen. Seine Zeit mit etwas zu verbringen und dabei eine erhöhte Qualität wahrzunehmen hängt direkt damit zusammen wie Bewusst man diese Zeit erlebt. Besonders leicht fällt es sich bewusst zu fühlen wenn man etwas außergewöhnliches erlebt oder auch etwas Neues kennenlernt. Meist wird dann gesagt man fühlt sich am Leben. Aber im Grunde genommen ist das dann nur eine Fassade, dass man sein restliches Leben nicht mehr erträgt. Daher würde ich es vorschlagen sein gesamtes Leben darauf zu verwenden Bewusst zu leben auch wenn es der Besuch bei der Schwiegermutter ist, damit man von Moment zu Moment mehr über sich, seine Umgebung und den liebsten nächsten Moment den man verbringt erfährt.

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