Die Gold-Keksdose

In meiner Kindheit holte meine Großmutter immer die große Keksdose heraus, wenn sie der Meinung  war, dass irgendjemand in unserer Familie etwas getan hatte, das ihr Wohlwollen auslöste. Meine Großmutter war eine hervorragende Bäckerin; ihre Kuchen, Torten und Plätzchen ließen uns alle in Freudentaumel fallen, wenn es eine Feier oder einen sonstigen Anlass gab, bei denen ihre Back-Künstlerhände einfache Zutaten wie  Mehl, Zucker und Butter in Meisterwerke verzauberten, die jeden festen Vorsatz, endlich mal wieder ein paar Kilos abzuspecken, in bloße Absichtserklärungen verwandelten.

Die Keksdose war ihr Heiligtum; wir wussten, dass nur die besten Plätzchen den Weg in die Dose fanden und dass wir schon fast nur deshalb als Kinder permanent den eisernen Willen zu höflichem und respektvollen Umgangsformen mit unseren Mitmenschen pflegten, um eines davon vernaschen zu dürfen.

Meine Großmutter legte ausgesprochenen Wert darauf, ihren Mitmenschen Achtung entgegenzubringen,  forderte diese von ihr für selbstverständlich erachtete Charaktereigenschaft jedoch auch bei anderen kompromisslos ab. Sie war eine sehr stolze Frau, nie ließ sie sich von anderen Menschen etwas sagen oder einreden, wovon man sie nicht überzeugen konnte. Aber sie respektierte das Recht und die Freiheit der anderen. Und sie war auf der ständigen Suche nach der Wahrheit. Meine Großmutter hatte stets große Schwierigkeiten, wenn sie das Gefühl hatte, das ihr jemand in ihr Leben pfuschen wollte und ihr nahezulegen „versuchte“, was sie zu denken, zu tun oder zu lassen hatte.

Sie wurde nie müde uns in nächtlichen Gesprächen und bei einem Glas heißer Milch mit Honig den Wert der Freiheit als das höchste Gut in unser aller Leben zu verdeutlichen. Sie schien bei diesem Thema nie müde zu werden – eher war es so, dass aus einer Frau, die ihre Jugend an Jahren lange hinter sich hatte, wieder ein junges Mädchen wurde, das vor Energie nur so bebte. Wenn sie mit Menschen zusammentraf, die das Wort „Freiheit“ nur deshalb im Munde führten, um eigene Interessen auf Kosten anderer mit aller Macht zu installieren und dabei aus den Ahnungslosen Trottel zu machen versuchten, wurde sie fuchsteufelswild.

Sie hatte als junge Frau am eigenen Leib erfahren, wie trickreich die vom „Gemeinwohl“ Schwafelnden vorgingen; sie hatte am eigenen Leib erfahren, wie leicht die Menschen in den eigenen Abgrund zu führen waren, wenn dieser Weg ihnen mit dem Versprechen der „sozialen Gerechtigkeit“ versüßt wurde. Sie hatte ihren Enkeln unzählige Beispiele erzählt, mit welchen Plattitüden es in der Vergangenheit gelungen war, die Menschen mit wohlklingenden, watteweichen Worten zu umgarnen, nur um diese vertrauenswürdigen, naiven Menschen sogleich – welche eine miese Menschennummer – mit deren voller bewusstseinsmanipulierten Unterstützung bis auf die Unterbuxe auszuziehen.

Meine Großmutter war 1907 geboren worden und sie war nie reich an Geld gewesen. Aber sie hatte Verstand und sie hatte Ehrgefühl und niemals wäre es ihr in den Sinn gekommen, anderen etwas von deren Besitz mit der erbärmlichen Begründung, dies sei „sozial gerecht“, zu stehlen!

Meine Großmutter ist schon seit vielen Jahren tot aber in manchen Stunden, in denen ich mich frage, warum die Menschen immer noch daran glauben, was vermeintliche Menschenfreunde aller Couleur ihnen versprechen, dann höre ich sie zu mir sprechen: “Es ist unbegreiflich, mit welcher Verschlagenheit die vermeintlichen Gutmenschen immer wieder dieselben Sachen ohne jegliche Reue predigen können – Phrasen, die die Menschen um ihre Zukunft bringen.

Noch unbegreiflicher ist, dass diese Plappermäuler nicht mit Schimpf und Schande verjagt werden. Es ist unbegreiflich, dass die Menschen nicht erkennen, dass eine Gesellschaft, die ihre Wirtschaftskraft auf einem Falschgeldsystem aufbaut, zum Scheitern verurteilt ist. Es ist unbegreiflich, dass die Menschen nicht erkennen, dass sozialistische Profiteure zwangsläufig ein nicht wertgedecktes, beliebig vermehrbares Papiergeld propagieren, um ihre Quacksalbereien vom Umverteilungssegen ausschließlich zu ihrem eigenen Vorteil  zu installieren. Es ist unbegreiflich, dass Menschen nicht erkennen, wer ihr Freund und wer ihr Feind ist“!

Ich vermisse meine Großmutter, die neben ihrer Zauberhände-Keksdose auch immer die Gold-Keksdose aufbewahrte. Sie liebte die Gold- und Silbermünzen, die sie uns in den nächtlichen Gesprächen in die Hände gab. „Das, meine Lieben, sind Werte. DAS – meine Lieben – ist Geld!“ Vertraut nicht auch nur einem einzigen Menschen, der euch weismachen will, dass die Arbeits- und Geisteskraft von Menschen in einem Wert zu messen sein darf, den ausschließlich Regierungen und Banken unter ihrer Kontrolle und ihrem Einfluss haben.

Regierungen handeln niemals zu eurem Wohl – stets zu ihrem eigenen. Kriege werden immer von Regierungen ausgelöst, das Geld verliert immer dann massiv an Wert, wenn Regierungen es zu ihrem eigenen Vorteil durch Massenherstellung entwerten lassen.

Vertraut niemals jemandem, der euch einredet, dass er mit dem Ertrag eurer Arbeit besser umgehen kann als ihr selbst das könnt! Vertraut auch niemandem, der euch einredet, irgendwo auf dieser Welt gäbe es EINE einzige Stelle, die euren Arbeitsertrag besser zu handhaben weiß als ihr dies tun könnt. Dies sind alles Menschenfänger, die euren Verstand gering schätzen und euch beleidigen.

Seid nicht so geringgeistig, dass ihr euch von den Schwätzereien beeindrucken lasst, die diese Umverteilungskönige predigen. Schaut euch deren eigenen Besitz an, schaut euch an, ob auch nur ein einziger armer Mensch in deren Häusern Speis und Trank genießt. Schaut euch an, was sie mit ihrem eigenen Geld, was sie euch zwangsweise abgenommen haben, anstellen. Schaut euch an, womit sie eigene Ersparnisse bilden. Und dann schaut euch an, was sie euch raten. Und schaut euch an, warum sie dies tun. Sie brauchen euch als Lakaien, denn ohne euch Lakeien würden sie nach zwei Tagen verhungern. Sie schaffen keine eigenen Werte, sie saugen nur die der anderen aus.

Geht mit wachem Blick durch diese Welt und lasst euch nicht für dumm verkaufen. Die einzige Gerechtigkeit, die wahrhaftig funktioniert, ist die Selbstgerechtigkeit. Niemand kann sich davon freisprechen oder er ist ein Lügner. Niemand handelt ausschließlich zum Wohl des anderen; meist sind es sogar genau die, die besonders laut nach Reichtum für Alle brüllen, die sich selbst am wohlwollendsten beglücken.“

Wenn ich an die Worte meiner Großmutter denke, dann frage ich mich, warum wir immer wieder am gleichen Punkt landen. Müssten wir nicht langsam gelernt haben? Gibt es nicht genügend Literatur und andere Quellen, die uns beweisen, dass wir mit den sozialistischen Glücksballons alle brutal abstürzen. Sind wir denn wirklich so vernagelt, dass wir nicht erkennen, wer uns hier wirklich an der Nase herumführt? Stürzen wir ins Bodenlose, wenn wir erkennen, dass wir auch diesmal wieder auf Scharlatane hereinfallen?

Ich wünsche mir sehr, dass es noch nicht ganz zu spät ist – wenn ich auch nicht mehr viel Hoffnung habe. Aber wer nicht hören will, muss eben fühlen. Auch das hat meine Großmutter mir beigebracht!

Bildquelle: Frank Ulbricht / pixelio.de

13 Gedanken zu „Die Gold-Keksdose

  1. Was soll man denn hier schreiben??? Ich sehe mich immer genötigt was dazu zu schreiben, was HIER allerdings NICHT mehr nötig ist denn es wird alles gesagt. Ich denke das die einzige Message , die aus diesem Text kommt, die ist: NIEMAND schenkt einem anderen was, es sei denn der was zu verschenken hat, sieht darin seinen Vorteil.
    Ich denke das hat Oma gemeint und wie Recht sie hat(te)

  2. @frank: das ist die einzige Message für Sie aus diesem Text? Na prost Mahlzeit! Dann wissen wir ja, warum dieses Land dem Untergang geweiht ist!
    Was sagt Oma zum Gold? Was sagt Oma zu echten Werten? DAS ist die Message zum Text, das ist doch nicht so schwer!

  3. …und das ist es eben… das Gold und hassenichjesehen, ist alles nur Mittel zum eigendlichen Zweck, also untergeordnet.
    Werde nicht herablassend, das mache ich auch nicht.
    danke

  4. Hallo Frau Kablitz,
    „…Es ist unbegreiflich, mit welcher Verschlagenheit die vermeintlichen Gutmenschen immer wieder dieselben Sachen ohne jegliche Reue predigen können – Phrasen, die die Menschen um ihre Zukunft bringen….unbegreiflicher ist, dass diese Plappermäuler nicht mit Schimpf und Schande verjagt werden…“
    Weil die eben kein eigenes Wertesystem und keine moralische Selbstverantwortung besitzen. Die Ideologie des Altruismus ist deren Kirche und einzige geistige Heimat. Der Begriff „sozial“ ist das Alibi zur Selbstbeweihräucherung – die Zauberformel die S…… in Gold verwandelt.
    Wieder ein wunderbares und eindrucksvolles Essay!

  5. Soso, die Susanne ist libertär und die Oma war es auch schon. Da frag ich mich, welche Weltanschauung wohl Vater und Mutter haben. Meist opponieren ja die Kinder gegenüber den Eltern. Und wenns der Oma so wichtig ist, ihre Weltanschauung den Enkeln direkt so intensiv zu vermitteln – dann häufig, weil sie meinen, ihre eigenen Kinder auf dem Holzweg sind. Mehr Details bitte! 😉

    Ansonsten freue ich mich, auf diesem Blog nach doch längerer Pause mal wieder etwas zu lesen. Aber rückt die Frage der wahren materiellen Werte nicht derzeit etwas in den Hintergrund? Wie steht Susanne Kablitz zu den Zündeleien in der Ukraine?

  6. Vielen Dank, Susanne Kablitz und Oma Kablitz, für diesen tollen Beitrag.

    „Schaut euch deren eigenen Besitz an, schaut euch an, ob auch nur ein einziger armer Mensch in deren Häusern Speis und Trank genießt.“
    „Sie schaffen keine eigenen Werte, sie saugen nur die der anderen aus.“
    „… meist sind es sogar genau die, die besonders laut nach Reichtum für Alle brüllen, die sich selbst am wohlwollendsten beglücken.“
    „…, die uns beweisen, dass wir mit den sozialistischen Glücksballons alle brutal abstürzen.“

    Sofern meine Zustimmung der Kraft entbehrt, verweise ich auf „DIE INTERNATIONALE“ (moderne Fassung), gesungen von Karl, Fritz und Wladi, den Vätern der organisierten Hirnfäule:

  7. Zitat: “ Aber rückt die Frage der wahren materiellen Werte nicht derzeit etwas in den Hintergrund? Wie steht Susanne Kablitz zu den Zündeleien in der Ukraine?“

    Das erinnert mich doch prompt an die Frage eines Reporters an einen Sportler, irgendwann vor den olympischen Spielen, wie er denn gedenke, in Sotchi das Thema „gay rights“ zu thematisieren.

    So wie mit größter Selbstverständlichkeit unterstellt wird, ein Olympionike habe seinen wackeren Beitrag zu irgendeinem ideologischen Kreuzzug weit abseits des eigentlichen Sinns der Veranstaltung zu leisten, so soll Frau Kablitz jetzt Kochrezepte für das Backen und Ablöschen des ukrainischen Auflaufs aus dem Ärmel schütteln? Und das in einem Blog mit dem Fokus auf Libertarismus und austrianischer Wirtschaftslehre?

    Dann darf es wohl genehm sein, wenn ich zukünftig gerne ein Allheilmittel gegen Krebs von diesem Blog erwarte. Und Sie, Frau Kablitz, zu einem konstruktiven Pflichtbeitrag zum endlichen Lösen des Nahostproblems und der Abwicklung Israels auffordern darf, gelle? :LOL:

    Ich meine, man darf in einer Medienkultur von einem themenbezogenen Blog ja wohl noch etwa mehr Sinn für das größere Ganze erwarten können. 😉

  8. Hallo werte Frau Kablitz,

    ich habe Ihren Beitrag wieder mit viel Freude genossen, leider hatten viele unserer Zeitgenossen offensichtlich nicht so weitblickende Großmütter, oder was warscheinlicher ist, sie waren beratungsresistent.Es ist immer wieder erfrischend, Ihre Essays zu lesen belegt es doch, daß es durchaus noch Menschen klaren Verstandes gibt.Vielen Dank und weiter so.

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